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Clasificación 951 BOR 1996
Autor(es) Bork, Henrik
Título(s) Chinas Wirklichkeiten. Ein ausgewiesener Reporter berichtet
Edición
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Campus
Frankfurt
1996

Notas Nueva DONACIÓN
Resumen Der Autor, Korrespondent der Frankfurter Rundschau, wurde 1995 aus China ausgewiesen – sein Fall erregte großes Aufsehen. Er hat nun eine Bilanz vorgelegt, bei der selbst China-Experten noch etwas lernen können. Auf rund 300 Seiten präsentiert er einen schonungslosen Bericht über seine Jahre in China. Ein notwendiges Buch. \Wie schnell doch die Schlagzeilen vergangener Tage verloschen sind! Gerade noch hatte Bundeskanzler Helmut Kohl in Peking für gut Wetter gesorgt, hatte selbst der Volksbefreiungsarmee seine Reverenz erwiesen und - wie man damals glaubte - eine gute Ernte für die deutsche Wirtschaft im China-Geschäft eingefahren, da passierte, kurz nachdem Helmut Kohl aus Peking abgereist war, etwas Ungeheuerliches. \Ein deutscher Journalist, bis dato Korrespondent der Frankfurter Rundschau in Peking, wurde kurzerhand des Landes verwiesen. Das war Ende Dezember 1995. Der Fall Bork war neben seiner menschlichen Tragik ein politischer Affront ohnegleichen. Die deutsch-chinesischen Beziehungen, gerade noch in der Phase der Erholung, waren quasi über Nacht auf einen neuen Tiefpunkt gesunken, von dem sie sich monatelang nicht erholen sollten. \Schonungsloser Bericht\Henrik Bork hat nun unter dem Titel Chinas Wirklichkeiten eine Bilanz vorgelegt, bei der selbst China-Experten noch etwas lernen können. Auf rund 300 Seiten präsentiert er einen schonungslosen Bericht über seine Jahre in China. Es spricht für den Autor, wenn er diesen Ausführungen das Zeugnis des chinesischen Botschafters in Bonn voranstellt, der behauptete, Bork habe in den vier Jahren seiner Korrespondententätigkeit in China keinen einzigen objektiven Bericht geschrieben, er habe nackte Fakten verzerrt dargestellt und die vom chinesischen Volk gewählte Staatsführung mit ganz schlimmen Worten beschimpft. \Besser kann ein Buch kaum empfohlen werden. Bereits im Vorwort fasst Bork denn auch seine Grunderfahrung zusammen, die er in den vier Jahren seines China-Aufenthalts immer wieder bestätigt fand. Es sind die vielen Grautöne, die Nuancierungen, in denen sich die Gegenpole wiederfinden, die dieses Land beim Aufbruch in ein neues Zeitalter kennzeichnen:\Während die €ra Deng Xiaopings zu Ende geht, ist der Alltag der Chinesen von krassen Gegensätzen geprägt. Ich habe die neue Freiheit beobachtet, die Chinesen in ihrem persönlichen Lebensbereich heute genießen, habe miterlebt, wie sich Politik und Idelogie Schritt für Schritt aus ihrem Leben zurückziehen. Gleichzeitig habe ich die Brutalität der kommunistischen Diktatur aus nächster Nähe gesehen. Während meiner Arbeit in China habe ich selbst ein Wechselbad der Gefühle durchgemacht. \Mauer-Prinzip\Aber Bork porträtiert dieses Land nicht nur als Tal der Finsternis. Es ist ein weit gefasstes Kaleidoskop des chinesischen Alltags, das da ins Blickfeld eines kritischen Journalisten gerückt wird. China habe so viele Gesichter - den neuen Wohlstand und die neue Armut, neue Chancen und neue Risiken, neue Freiheiten und neue Formen der Unterdrückung. \Einen kleinen Teil davon versuche er, Bork, zu beschreiben - eine Selbstbescheidung, die ihm zur Ehre gereicht. Hier schreibt jemand, der hinter die Kulissen zu schauen gelernt hat, der trotz aller Widrigkeiten von staatlicher Seite nie den Mut verloren hat, weiter auf Entdeckungsreise zu gehen, immer wieder die unterschiedlichsten Gesprächspartner zu suchen und zu finden. Fast wie in einen Kriminalroman versetzt fühlt sich der Leser, wenn Bork, von Haus aus gelernter Sinologe, die Hürden seiner Recherchearbeiten, die Grundlagen seines Handwerks, beschreibt. \Und nicht immer geht es dabei nur um hohe Politik: Meine Schwierigkeiten, ein beliebiges Bergdorf in China zu erreichen - ganz zu schweigen von Besuchen bei politisch sensiblen Gesprächspartnern wie etwa den Opfern einer Flutkatastophe oder arbeitslosen Industriearbeitern -, geben Aufschluss über eine sehr ausgeprägte Besonderheit im Denken der Chinesen. Man könnte es das Mauer-Prinzip nennen. Die Idee der Abschottung gegenüber der Außenwelt, welche die Chinesische Mauer einst entstehen ließ, lebt auch im heutigen China fort.\Hohe Sensibilität\Bork hat kaum ein heikles Thema ausgelassen. Er berichtet über Chinas Wirtschaftssonderzonen, den Manchesterkapitalismus in Südchina, über Gewinner und Verlierer der Reformpolitik, die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich, die Masse der unrentablen Staatsbetriebe ebenso wie über Neureiche, die offen mit ihrem Geld protzen. Aber auch über das enorme Ost-West-Gefälle zwischen entwickelten und weniger entwickelten Regionen. Dabei belässt es der Autor nie bei globalen Zustandsbeschreibungen. Er geht ins Detail, nennt eine Fülle von Einzelfällen, Einzelschicksalen, wählt durchgehend die Form der lebensnahen Reportage. \Noch ein besonderer Aspekt verdient angemessene Würdigung: die hohe Sensibilität, mit der Bork an das Thema Menschenrechte herangegangen ist, an die Berichte über Repression und Unterdrückung, über Dissidenten und Regimekritiker. Wenn er über Dissidenten geschrieben habe, dann habe er oft ihre Namen nicht genannt. Gelegentlich verzichtete er auch ganz auf einen Artikel, wenn ihm die Gefahr für einen Interviewpartner zu groß erschien. \Notwendiges Buch\Bork ist sicher kein bequemer Autor. Er will provozieren, er will die stille Diplomatie hinterfragt wissen, die im Dialog mit Peking so oft die Frage der Menschenrechte als nicht opportun, ja manchmal sogar als zu vernachlässigende Größe sieht. Er greift dabei einen Vorwurf auf, der von westlicher Politikerseite öfter zu hören ist: dass nämlich die Journalisten in Peking zu viel über Menschenrechtsverletzungen schrieben und zu wenig über die positiven Veränderungen in China. Bork widerspricht:\Ich glaube, dass dieser Vorwurf nicht zutrifft. Gemessen an den vielen Verhaftungen und Quälereien von Dissidenten, die mir in Peking direkt bekannt geworden sind, habe ich eher zu wenig als zu viel über die Lage der Menschenrechte geschrieben... Chinas gewaltiger Unterdrückungsapparat, der vom Umfang und von der Grausamkeit seiner Methoden her weltweit keine Parallele hat, ist bislang nur ansatzweise ins öffentliche Bewusstsein gedrungen. Ein Beweis dafür ist der Schock, den das Pekinger Massaker vom Juni 1989 im Westen ausgelöst hat. \Alles in allem ist Borks Bericht über Chinas Wirklichkeiten ein notwendiges Buch, ein Muss für jeden, der sich mit China und seiner jüngsten Entwicklung eingehender auseinandersetzen will.\ \Günther Schmidt-Breer
Descripción 286 p.

 

 
 
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